17. Patenschaftsbericht der Friedensarbeiter*innen Annegret, Philipp und Marvin

Normalerweise schicken wir unseren Bericht über unsere Friedensarbeit zum Jahresende. Aber auch uns hat es zum Jahresende erwischt und die Krankheiten zusätzlich zum hohen Arbeitspensum am Jahresende haben dazu geführt, dass wir unseren Bericht leider verschieben mussten. Daher schreiben wir dir nun ausnahmsweise zum Jahresbeginn, was jedoch für uns ein guter Anlass ist dir auf diesem Wege noch alles Gute und vor allem ein hoffentlich friedlicheres Jahr 2023 zu wünschen!



Wir, dass sind nun nicht mehr nur Marvin und Philipp, sondern auch Annegret! Mit Annegret hat das Netzwerk Friedenskooperative eine tolle Verstärkung bekommen! Angefangen hatte Annegret im März vergangenen Jahres als Elternzeitvertretung für Philipp und war sofort eine super Verstärkung für unsere Friedensarbeit. Dies, aber auch die viele Mehrarbeit und die politischen Herausforderungen infolge des Ukraine-Krieges, machten dem Verein die Entscheidung, trotz des finanziellen Risikos, leicht. Damit sind wir im Projekt „Friedensarbeiter*in“ nun endlich wieder zu Dritt!



An dieser Stelle begrüßen wir auch die zahlreichen neuen Friedenspatinnen und -paten, die nach dem Spendenaufruf für Annegrets Anstellung im November letzten Jahres dazu gekommen sind. Wir, und besonders Annegret, haben uns sehr gefreut über die vielen Rückmeldungen, denn es sind rund 10.000 Euro (!) an jährlichen Patenschaften sowie rund 2.5000 Euro an Einzelspenden zusammengekommen. Dies macht uns optimistisch, dass Annegrets Stelle längerfristig finanziert werden kann - für mehr Friedensarbeit in diesen friedenspolitisch so schwierigen Zeiten.



Nun wünschen wir dir aber gutes Lesen bei unserem 17. Bericht der Friedensarbeiter*innen, den wir dieses Mal in einem neuen Format präsentieren möchten. Jede*r Friedensarbeiter*in wird von seinen / ihren Arbeitsschwerpunkten im vergangenen Jahr berichten. Natürlich gibt es darüber hinaus noch eine ganze Menge weiterer Projekte, die hier nicht erwähnt werden, bei denen wir aber dennoch aktiv waren. So besteht unsere Friedensarbeit beispielsweise aus vielen weiteren, oftmals auch eher „trockenen“, aber sehr wichtigen administrativen Aufgaben. Wenn du mehr wissen willst, schau dir gerne den Jahresrückblick 2022 vom Netzwerk Friedenskooperative an.



Wir danken dir ganz herzlich für deine wichtige Unterstützung, die unsere Friedensarbeit erst ermöglicht!



Friedensbewegte Grüße wünschen deine Friedensarbeiter*innen

Annegret, Marvin und Philipp

 



+++ 17. Patenschaftsbericht +++



Neu im Team: Friedensarbeiterin Annegret berichtet von ihrem Einstieg



Meine Arbeit beim Netzwerk Friedenskooperative begann zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt im März des letzten Jahres. Russland hatte ein paar Tage zuvor die Ukraine völkerrechtswidrig angegriffen. Daraufhin wurde u. a. das 100 Milliarden Sondervermögen für die Bundeswehr angekündigt. Alles keine guten friedenspolitischen Entwicklungen, die uns und die Friedensbewegung vor große Herausforderungen stellt(e). In unserem Bonner Büro erreichten uns dazu unzählige Anfragen, eine hohe Anzahl an Bestellungen jeden Tag und unsere Webseite wurde noch nie so oft aufgerufen, wie zu dieser Zeit. Dies bedeutete gleich zu Beginn meiner Tätigkeit eine hohe Arbeitslast, die wir allerdings gemeinsam gut stemmten. Mein erstes großes Ereignis waren dann die Ostermärsche 2022, die auch ganz im Zeichen des Ukraine-Kriegs standen. Im Vorfeld dazu haben wir u. a. mit unserer Zeitungsanzeige in der „taz“ und im „Freitag“ für den Ostermarsch mobilisiert. Letztlich sind zehntausende Menschen in rund 120 Städten in ganz Deutschland für Frieden und Abrüstung auf die Straße gegangen – und das in Zeiten, die so unfriedlich sind, wie schon seit vielen Jahren in Europa nicht mehr. Auch ich war beim Ostermarsch in Bonn dabei und hielt eine Rede gegen das Aufrüstungsprogramm der Bundesregierung.



Da der Krieg in der Ukraine weiter anhielt, begleitete mich die Arbeit dazu durch das Jahr. So verfasste ich einen Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau zu der schwierigen Frage, wie man den Krieg in der Ukraine stoppen kann. Auch in die Organisation des Aktionstags „Stoppt das Töten in der Ukraine!“ am 19.11. war ich involviert. Hierbei habe ich sehr viel über friedenspolitische Bündnisarbeit lernen können. In über 30 Städten – von Hamburg bis München und Bonn bis Berlin – gab es am 19. November 2022 Friedensaktionen gegen den Krieg in der Ukraine und die Aufrüstung des Militärs. Da der Krieg in der Ukraine weitergeht, laufen aktuell Aktionsplanungen zum Jahrestag des Angriffskrieges am 24.02.2023, bei denen ich auch wieder involviert bin.



Der Ukraine-Krieg hat dazu das Thema der Atomwaffen und der Gefahr eines solchen Einsatzes in die Öffentlichkeit gerückt. Dies konnte ich sowohl bei meiner Teilnahme bei der ersten Vertragsstaatenkonferenz des Atomwaffenverbostvertrags (AVV) im Juni in Wien als auch bei der 10. Überprüfungskonferenz des Nichtverbreitungsvertrags (NVV) im August in New York feststellen. Die erste AVV-Konferenz war ein wirklich historisches Ereignis, was auch dem unermüdlichen Einsatz vieler engagierten Menschen der Friedensbewegung zu verdanken ist.



Weiter haben wir es geschafft, dass eine deutsche Delegation zumindest als Beobachterstaat teilnahm, obwohl die Bundesregierung den AVV so lange ablehnte. Ein wahrer Erfolg für die Friedensbewegung – auch wenn klar ist, dass dies nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einem Beitritt zum AVV sein kann. Die NVV-Konferenz in New York hingegen scheiterte, auch deshalb, da sich die Staaten vermutlich nicht auf eine Formulierung zum ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja einigen konnten. Über meine Erfahrungen bei den internationalen UN-Konferenzen durfte ich im Anschluss in verschiedenen Medien berichten, so gibt es u.a. einen Artikel in meiner Lokalzeitung sowie im „Friedensforum“. Außerdem gibt es eine Podcast-Folge zur AVV-Konferenz unseres „Lifehack Peace“ Podcasts. Zudem haben wir zusammen mit dem Frauennetzwerk für Frieden e. V. unser erstes Insta-Live zu den Konferenzen veranstaltet, wobei ich versucht habe, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Konferenzen herauszuarbeiten und allgemein von meinen Erfahrungen berichtet habe. Das Video dazu könnt ihr euch auf unserem Youtube-Kanal anschauen. Viel Spaß beim Reinlesen und -hören!





Marvins Einsatz gegen Aufrüstung und Atomwaffen 2022



2023 habe ich mir anders vorgestellt. Und damit ging es mir im vergangenen Jahr vermutlich wie vielen anderen Friedensbewegten auch. Während das Jahr noch mit Aktionen gegen Atombomber und Kampfdrohnen startete, die ich u.a. auf unserer Aktionswebsite www.lobbying4peace.de mitinitiiert habe, änderte sich ab Februar eine ganze Menge. Der Angriff Russlands auf die Ukraine führt uns allen besonders in Europa wieder vor Augen, wie schlimm Kriege sind. Doch die Antwort, die die Bundesregierung mit dem „Sondervermögen“ gegeben hat, ist falsch und eine Bedrohung für dringend benötigte friedenspolitische Perspektiven!



Bei den mit dem Sondervermögen verbundenen Rüstungsprojekten richtete sich unser Hauptaugenmerk vor allem auf die F-35. Diese sollen in den kommenden Jahren die bisher für die nukleare Teilhabe vorgesehenen Tornado-Kampfjets ersetzen. Im April haben wir vom Netzwerk Friedenskooperative zusammen mit weiteren Friedensorganisationen dazu die Email-Aktion „Stimmen Sie gegen die nukleare Aufrüstung“ gestartet. Über 3.000 Menschen beteiligten sich an der Aktion und schrieben Protestmails an ihre Abgeordneten. Für die Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ habe ich darüber hinaus ab dem Frühjahr mehrere Hundert Aktionspakete mit Materialien und Hintergrundinfos zum neuen Atombomber an Aktive geschickt.



Auf die Straße gebracht wurde der Protest gegen die (nukleare) Aufrüstung u.a. bei der Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen Mitte Oktober in Bonn und bei der Demo gegen die NATO-Übung „Steadfast Noon“ am 22. Oktober 2022 in Nörvenich, wo derzeit die Tornados für die nukleare Teilhabe stationiert sind.



Neben dem Einsatz gegen die Aufrüstung – bei dem schon jetzt klar ist, dass er 2023 fortgesetzt werden muss – bedeutete das Jahr 2022 für mich auch die Rückkehr zu einem Thema, das mich selbst in die Friedensbewegung gezogen hat. Zu Beginn des Wintersemesters 22/23 organisierten Hochschulgruppen an der Uni Bonn Einführungswochen für Studies, die sich u.a. mit dem Thema „Zivilklauseln“ beschäftigt haben. Dazu wurde ich für einen Vortrag mit anschließender Diskussion eingeladen, wo ich von meinem eigenen Engagement zu diesem Thema berichten konnte und mich mit den Teilnehmenden zu der Frage, wie die „Zeitenwende“ an den Unis aussieht und was wir dem entgegensetzen können, austauschen. Projekte wie dieses unterstütze ich immer gerne, weil ich es wichtig finde, dass junge Menschen an friedenspolitische Themen herangeführt werden. Das möchte ich auch in Zukunft mit deiner Unterstützung tun!





Friedensarbeiter Philipp bohrt die dicken Bretter



Das Netzwerk Friedenskooperative ist gut aufgestellt

Rückblickend auf 2022 fällt das friedenspolitisch Fazit aufgrund des Krieges in der Ukraine alles andere als gut aus. Für die Positionen und Forderungen der Friedensbewegung, wie z.B. den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland, keine Kampfdrohnen anzuschaffen oder Abrüstung, bedeutet dies eine klare Schwächung und wirft die Bewegung zurück. Aber Friedensarbeit ist nun einmal auch das „Bohren dicker Bretter“ und bedeutet langfristiges und nachhaltiges Engagement, um Erfolge zu erzielen und eine friedlichere Welt zu schaffen. Deswegen ist es gut zu wissen, dass wir uns als Netzwerk Friedenskooperative auch im vergangenen Jahr weiterentwickeln konnten. Unsere kontinuierliche Arbeit, auch auf der strukturellen Organisationsebene, zahlt sich aus und wir konnten dadurch noch einmal unsere Friedensarbeit ausweiten. So haben wir beispielsweise 2022 deutlich mehr Menschen erreicht, informiert und mobilisiert. Alleine unsere Webseite wurde über 400.000 Mal angeklickt. Auch sind wir im vergangenen Jahr endgültig in unserem neuen Büro angekommen und haben die Größe des neuen Büros auch direkt voll ausnutzen können. So war es uns 2022 möglich rund 2.000 Materialbestellungen zu bearbeiten, zwei Praktikant*innen parallel zu beschäftigen und mit Annegret eine neue Kollegin unterzubringen. Dadurch können wir die Anliegen und Aktionen der Friedensbewegung noch besser unterstützen!



Projekt „Klimawandel, Krieg und Frieden“

Bereits während meines Studiums war für mich Klimawandel und die Frage, inwiefern dies Auswirkungen auf Krieg und Frieden hat, ein wichtiges Thema und ich habe darüber sogar meine Bachelorarbeit geschrieben. Anlässlich der Klimaproteste im September haben wir einen Schwerpunkt auf dieses Thema gelegt. Denn viele Menschen sind sich noch nicht im Klaren darüber, welche schwerwiegende Rolle das Militär und Kriege als CO2-Emittenten spielen und welche Auswirkungen Klimaveränderungen auf Krieg und Frieden haben können.



Mit Petition, Factsheet, Podcast und einer Übersichtsseite mit Quellen haben wir auf das Thema aufmerksam gemacht und informiert. Dabei sind uns vor allem zwei Forderungen ein Anliegen, für die wir auch mit unserer Petition weiter Unterstützer*innen suchen. Zum einen Militärausgaben für Klimaschutz umzuwidmen und zum anderen die Erfassung der Emissionswerte der Bundeswehr sowie eine Initiative auf internationaler Ebene, damit endlich auch das Militär weltweit in Klimabilanzen mit eingerechnet wird (immerhin ist das Militär für fünf bis sechs Prozent der Treibhausgase verantwortlich!). Außerdem waren auch wir, wie so viele andere Friedensaktive, vor Ort beim Globalen Klimastreik am 23. September.



Fundraising ausgebaut: Testamentsbroschüre veröffentlicht

Lange schon hatten wir als Verein eine Informationsbroschüre geplant zum Thema Nachlass. Nun konnte ich endlich das Projekt abschließen und die Broschüre „Nachlass für die Friedensarbeit“ wurde, u.a. als Beilage im FriedensForum 6/2022, veröffentlicht. Die Broschüre stellt in Zukunft eine wichtige Säule unseres Fundraisings da und wird hoffentlich dazu beitragen, dass die Friedensarbeit des Netzwerk Friedenskooperative langfristig gesichert wird. Denn vielen Menschen ist es ein großes Anliegen, dass ihre Werte und Vorstellungen einer besseren und friedlicheren Welt auch über ihr eigenes Leben hinaus, für die nächsten Generationen, vertreten und wirksam umgesetzt werden.

Wenn du Neugierig geworden bist, dann findest du hier die Broschüre.