15. Patenschaftsbericht der Friedensarbeiter*innen Philipp und Marvin

Als vor einem Jahr die Corona-Pandemie in Deutschland ankam, hatten wir große Sorgen. „Werden die Proteste der Friedensbewegung erfolgreich sein, auch wenn Aktionen auf der Straße nur eingeschränkt möglich sind?“, haben wir uns gefragt. Heute wissen wir die Antwort: Ja, erfolgreicher Protest ist nach wie vor möglich! Das hat die Friedensbewegung in den vergangenen Monaten eindrucksvoll unter Beweis gestellt – und das Team Friedensarbeiter war daran maßgeblich beteiligt. An welchen Aktionen und Erfolgen wir beteiligt waren, wollen wir dir in unserem 15. Patenschaftsbericht zeigen.

Doch zunächst einmal möchte sich Philipp mit einem Dank und einem kleinen Rückblick an dich wenden. In diesem Jahr feiert er nämlich sein 10-jähriges Dienstjubiläum beim Netzwerk Friedenskooperative.

Angeregtes Lesen wünschen
die Friedensarbeiter Philipp und Marvin

 

+++ Philipps Dienstjubiläum +++

10 Jahre aktiv in der Friedensbewegung dank dir! Nun sind es bereits 10 Jahre, die ich in der Friedensbewegung aktiv sein durfte. Durfte, weil es nicht selbstverständlich ist in der Bewegung beruflich Fuß zu fassen und dann auch noch in Vollzeit. Dank der vielen Friedenspatenschaften wurde mir (und später auch weiteren Friedensarbeiter*innen wie Elise, Kathi und Marvin) dieses Privileg jedoch möglich und ich möchte mich zu meinem runden „Dienstjubiläum“ dafür bei dir und den anderen Friedenspatinnen und Paten ganz herzlich bedanken!

Ich weiß noch, wie ich vor 10 Jahren, nach Beendigung meines Masterstudiums, meine Praktikumsstelle beim Netzwerk Friedenskooperative antrat. Eigentlich sollte dies auf meinem Weg ins Berufsleben nur eine erste Station werden. Doch es wurde so viel mehr daraus!

Eine lange Eingewöhnungsphase gab es damals für mich nicht, denn bereits im März 2010 war ich mit meinen Kollegen Kristian und Mani in die Organisation der Großdemo auf der Deutzer Werft in Köln mit rund 40.000 Menschen eingebunden, um nach der Katastrophe von Fukushima das Aus der Atomkraft zu fordern. So viele Menschen kamen zusammen und ich konnte einen kleinen Teil dazu beigetragen. Das „Anpacken für eine bessere Welt“ prägte mich nachhaltig! Nach dem sehr theoretischen Studium war dies für mich äußerst motivierend und sinnstiftend. Dazu trugen auch weitere Aktivitäten in diesem Jahr bei, wie die Ostermärsche oder die Petersberg-Proteste gegen den Krieg in Afghanistan. Schnell reifte der Entschluss in mir, dies zu meinem festen Beruf machen zu wollen.

Doch eine dauerhafte Stelle für einen „Friedensarbeiter“ zu schaffen war insbesondere in den Anfangsjahren alles andere als einfach. Obwohl es friedenspolitisch so viel zu tun gab, war die Finanzierung meiner Stelle eine scheinbar unüberwindbare Hürde. Doch es gab einen Lichtblick: es gab bereits ein paar wenige Unterstützer*innen, die extra für meine Stelle spendeten, damit ich für die Bewegung und das Netzwerk Friedenskooperative arbeiten konnte. Die Idee war geboren und gemeinsam mit dem Verein und meinen Kollegen entwickelten wir das Patenschaftsmodell „Projekt Friedensarbeiter*in“. Und wie sich 10 Jahre und 15. Berichte später herausstellt, mit Erfolg!

Wenn ich die Situation des Netzwerk Friedenskooperative heute mit meinen Anfangsjahren vergleiche, hat sich eine Menge getan. Dabei möchte ich gar nicht so sehr auf das politische eingehen, sondern auf die geschaffenen Strukturen, die es uns inzwischen ermöglichen die Friedensbewegung nachhaltig zu unterstützen. Gut erinnere ich mich noch an Diskussionen mit meinen Kollegen Kristian Golla und Mani Stenner, der leider 2014 viel zu früh verstarb, über die Sinnhaftigkeit von Facebook, die Mobilisierung zu den Ostermärschen und wie wir als Bewegung insgesamt wieder mehr und jüngere Menschen erreichen können.

Heute führen wir diese und ähnliche Diskussionen weiterhin, doch haben sich die Voraussetzungen grundlegend geändert. Das Team des Netzwerk Friedenskooperative konnte in den vergangenen Jahren viele Strukturen aufbauen und verbessern um nachhaltig Bewegungsarbeit zu leisten. Beispielsweise erreichen wir inzwischen über unsere verschiedenen Kanäle, wie die Sozialen Medien, Webseite und Newsletter, bedeutend mehr Menschen als damals und tragen zur Mobilisierung bei (unseren Newsletter konnten wir z.B. von 1.500 auf über 13.000 Mailadressen ausweiten!). Dies hat sich beispielsweise auf die Ostermärsche ausgewirkt, die in den letzten Jahren kontinuierlich Zulauf bekamen. Auch konnten wir eine Vielzahl von Kampagnen und Aktionen initiieren und begleiten, wozu z.B. auch unsere neue Aktionsplattform www.lobbying4peace.de gehört.

Eine wichtige Erkenntnis nach 10 Jahren Bewegungsarbeit ist für mich, dass erfolgreiche Bewegungsarbeit Kontinuität, Beharrlichkeit und ein gut funktionierendes Team braucht. Und vor allem braucht es Menschen wie dich, die eine gute Sache unterstützen und die gleiche Vision teilen. Dafür bin ich zutiefst dankbar und hoffe, dass wir das Team Friedensarbeiter*in bald ein weiteres Mal erweitern können.

Mit besten Grüßen
Philipp
 

+++ 15. Patenschaftsbericht vom 18.02.2020 +++

Erfolgreicher Protest gegen Bundeswehr-Kampfdrohnen

Wäre es nach Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer gegangen, hätte der Bundestag im vergangenen Dezember den Weg frei gemacht für die Beschaffung von bewaffneten Drohnen für die Bundeswehr. Durch den erfolgreichen Protest der Friedensbewegung wurde daraus nichts. Mithilfe der Aktionswebsite www.lobbying4peace.de haben Friedensarbeiter Philipp und Marvin im vergangenen Jahr gleich drei Mailaktionen gestartet, mit denen sich Menschen an ihre lokalen Bundestagsabgeordneten wenden und sie dafür auffordern konnten, sich gegen die Aufrüstung mit Kampfdrohnen auszusprechen.
 

Mehrere Tausend Menschen beteiligten sich an den Mail-Aktionen gegen Kampfdrohnen.
Tausende Menschen beteiligten sich an den Mailaktionen gegen Kampfdrohnen auf www.lobbying4peace.de.

Besonders die im November gestartete Aktion, die sich speziell an die SPD-Spitze richtete, kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Nachdem Aktive mehr als 1.000 Emails innerhalb weniger Tage an die SPD schickten, sprach sich Norbert Walter-Borjans, der Co-Vorsitzende der sozialdemokratischen Partei, in der Süddeutschen gegen eine Entscheidung für Kampfdrohnen im Jahr 2020 aus. Davon ist auch die Fraktionsspitze nicht mehr abgerückt. Der erstaunliche zeitliche Zusammenhang zwischen unserer Mailaktion und dem Interview Walter-Borjans ist übrigens auch der „Frankfurter Rundschau“ aufgefallen. Hier kannst du mehr dazu lesen.

Das Einlenken der SPD ist ein wichtiger Etappensieg für die Friedensbewegung, der uns Zeit verschafft, den Widerstand gegen Kampfdrohnen weiter zu stärken. Das Team Friedensarbeiter*in setzt sich dafür ein, dass aus der Vertagung der Entscheidung ein klares „Nein“ zu Kampfdrohnen wird. Doch es wird schwierig werden, denn aktuell versuchen Verteidigungsministerium und Co eine Bewaffnung von Drohnen durch die „Hintertür EU“. Im März soll nämlich das europäische Rüstungsprojekt Eurodrohne auf den Weg gebracht werden, an dem sich Deutschland

Atomwaffen: Seit Januar völkerrechtlich geächtet

Erfolge im Bereich der nuklearen Abrüstung gibt es nur selten. Und wenn es sie gibt, kommen diese häufig nur schleichend voran. Doch im Januar 2021 konnten wir einen großen Erfolg feiern: Der Atomwaffenverbotsvertrag ist in Kraft getreten! Gefeiert wurde das bei mehr als 100 Veranstaltungen und Aktionen in ganz Deutschland, zu denen u.a. die Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ aufgerufen hatte, für die Friedensarbeiter Marvin als Campaigner arbeitet. Im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl arbeitet das Team Friedensarbeiter nun daran, dass auch Deutschland dem wegweisenden Vertrag beitritt.

Während der Vertrag bereits von Linken und Grünen befürwortet wird, müssen wir jetzt alles daran setzen, dass es auch bei den anderen Parteien zu einem Umdenken kommt. In der SPD zeichnet sich bereits jetzt eine Annäherung ab und erste Landesverbände fordern ebenfalls den Beitritt zum Atomwaffenverbot. Bei Union und FDP gilt es jedoch weiterhin, dicke Bretter zu bohren.

Erfolgreich waren auch die Aktivitäten der Friedensbewegung rund um die 75. Jahrestage der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im vergangenen August. Dazu hatte die Kampagne „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt“ eine bundesweite Großflächenkampagne ins Leben gerufen. In 75 Städten sollten 75 Großflächen aufgehängt werden – das war das Ziel. Doch dieses wurde bei Weitem übertroffen. Letzten Endes traf die Aktion auf so viel Unterstützung, dass insgesamt in mehr als 150 Städten rund 275 Großflächenplakate aufgehängt werden konnten. Friedensarbeiter Marvin freut’s – schließlich war er für die Bewerbung über die Social Media- und Newsletter-Kanäle maßgeblich verantwortlich.

abrüsten statt aufrüsten: Aktionstag am 5. Dezember und Petition „Geld für Gesundheit statt für Rüstung“

Die Initiative „abrüsten statt aufrüsten“ konnte mit ihrer Unterschriftenaktion im vergangenen Jahr die 175.000er-Marke knacken. Mit dem „Frankfurter Appell“ gab die Initiative am 11. Oktober einen wichtigen Impuls für die Senkung der Rüstungsausgaben und für eine neue Entspannungspolitik, der nicht nur breite Unterstützung in der Friedensbewegung, sondern auch bei den Gewerkschaften, der Klimabewegung und im Kulturbereich fand. Zu den Erstunterzeichner*innen gehörte auch Friedensarbeiter Philipp, der das Netzwerk Friedenskooperative im Koordinierungskreis von „abrüsten statt aufrüsten“ vertritt. Bei dem Aktionstag der Initiative beteiligten sich am 5. Dezember Aktive in rund 100 Städten. Ein starkes Zeichen für Abrüstung!

Erfolgreich lief auch die Petition „Geld für Gesundheit statt für Rüstung“ vom Netzwerk Friedenskooperative. Online wie offline unterzeichneten 5.921 Menschen den Appell für weniger Rüstungsausgaben in Corona-Zeiten. Im Dezember haben wir den Verteidigungs- sowie Haushaltsausschuss über diese und weitere Aktivitäten zum Thema "Abrüstung" in Kenntnis gesetzt und noch einmal dazu aufgefordert, die Ausgaben für Rüstung zu senken.

Der Aktionstag und die Petition sind Teilerfolge auf dem Weg hin zu weniger Rüstungsausgaben und einer Umverteilung in zivile Bereiche. Besonders an diesem Thema werden wir weiter dranbleiben, den Rüstungswahnsinn skandalisieren und darauf pochen, dass endlich abgerüstet wird. Denn auch für dieses Jahr wurden die Militärausgaben wieder erhöht.

Podcast „Lifehack Peace“

Ende 2019 haben wir mit „Lifehack Peace“ unseren Podcast an den Start gebracht. In diesem Jahr konnten wir die Podcast-Reihe erfolgreich fortsetzen und veröffentlichen nun in etwa im Monatsrhythmus neue Folgen und behandeln dabei sowohl hintergründige, wie auch aktuelle Friedensthemen. Zusammen mit unseren Praktikant*innen nimmt Friedensarbeiter Marvin die Folgen auf. Damit haben wir ein Infoangebot geschaffen, mit dem wir gezielt jüngere Menschen erreichen wollen. Hast du schon reingehört? Alle Podcast-Folgen findest du hier auf unserer Website.